Ich habe eine 1./2. Klasse, in der eine 1. Klässlerin duch nicht schulreifes Verhalten auffällt. Sie ist sehr verspielt (praktisch alles was ihr in die Hände kommt, dient zum Spielen und sei es ein Post-it, oder ein auf das Pult geklebtes Blatt etc.); hört häufig im Plenum oder im Kreis nicht zu, sondern spielt oder schaut woanders hin, und weiss in der Folge nicht, was sie machen soll. Sie hat DaZ, allerdings glaube ich nicht, dass sie nur wegen mangelndem Verständnis abhängt, da sie auch bei einfachen Erklärungen nicht aufpasst. Was die Arbeitshaltung betrifft: sie arbeitet vor allem dann, wenn es sie interessiert und es ihr Spass macht – das ist vor allem bei Aufgaben mit Zahlen der Fall. Bei Aufgaben im Deutschlehrmittel, Zeichnen, Schreiben von Zahlen oder Buchstaben trödelt sie, spielt, kritzelt ins Heft. Dies schlägt sich auch in der Leistung nieder. Vom Kindergarten wurde mir eine schlechte Arbeitshaltung berichtet und Unsicherheit, ob sie überhaupt schulreif sei.
Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende, was Aufmerksamkeit einfordern, ermahnen, versetzen an einen ruhigen Ort, usw. betrifft. Hat jemand eine Idee, wie ich vorgehen könnte, um die Schülerin zu unterstützen, eine gute Arbeitshaltung zu entwickeln, zuzuhören, und aufhören, mit allem zu spielen…
Guten Tag Minumi
Sie berichten über eine Ihrer neuen Erstklässlerinnen, schildern ihr verspieltes Verhalten und fragen, wie Sie mit ihr eine gute Arbeitshaltung entwickeln können.
Ich bin an einem Satz aus Ihrer Forumsfrage hängen geblieben : „Sie arbeitet vor allem dann, wenn es sie interessiert und es ihr Spass macht“…
Fast sehe ich das Mädchen vor mir und frage mich: Arbeiten wir nicht alle dann am besten, wenn wir interessiert sind und Spass haben?
Drei Überlegungen möchte ich Ihnen mitgeben:
• Sie schreiben, dass das Mädchen Daz-Unterricht hat, ich schliesse daraus, dass ihre Muttersprache nicht Deutsch ist. Mit Eintritt in die erste Klasse fand vielleicht der Wechsel von Schweizerdeutsch auf Standardsprache statt, ich denke das ist eine nicht zu unterschätzende Anfangshürde. Vielleicht ist es nicht zufällig, dass sie motivierter ist mit Zahlen zu arbeiten?
• Der Zyklus 1 umfasst 4 Jahre. In einer Basisstufe würde dieses Mädchen wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch mehr mit den jüngeren Kindern verbringen, mehr spielerisch lernen. Ihre Schule ist anders organisiert, das können Sie nicht ändern. Vielleicht gibt es dennoch auch an Ihrer Klasse die Möglichkeit, mit Lernumgebungen die Möglichkeiten und Angebote zu ergänzen?
• Suchen Sie den Austausch mit der Lehrerin für Daz und der Heilpädagogin. Was denken diese beiden, was das Mädchen braucht? Und vielleicht haben diese beiden Lehrpersonen Materialien und Ideen, die Sie in Ihren Unterricht einbeziehen können.
Ich wünsche Ihnen alles Gute
Niesen
Zum Glück haben wir nun den LP21 - wir haben an unserer Schule ganz bewusst mit der Einführung des neuen LP auch eine stärkere Vermischung von KG und Unterstufe installiert. So dürfen Kinder (wie sie eines beschreiben) problemlos auch noch im KG spielen gehen und/oder Kindergartenkinder dürfen auch bei Arbeiten der Unterstufe mitmachen. Wir haben keine Basisstufe - pflegen aber eine enge Zusammenarbeit zwischen KG und Unterstufe. Insofern würde ich dem Kind die Zeit lassen welche es braucht zum Spielen. Offensichtlich hat es ja die Kindergartenlehrpersonen doch von der schulreife her schlussendlich soweit überzeugt, dass sie sich gegen einen anderen Schullaufbahnentscheid entschieden haben. Falls längerfristig dann das Kind doch immer wieder klar mehr zum Kindergarten tendiert, ist ja mit dem neuen LP jederzeit ein Schullaufbahnentscheid möglich - d.h. dort würde dann die Schulleitung dazugehören.