Zurzeit beschäftigt mich die Frage, warum wir immer so negativ in den Medien dargestellt werden. Denn ich liebe meinen Beruf und frage mich, warum unser Beruf immer wieder negative Schlagzeilen auslöst. Kann mir dies jemand erklären?
Desweiteren staune ich immer wieder, wie öberflächlich die meisten Schulhomepages gestaltet werden. Ich habe mir überlegt, ob die Homepages nicht doch einen Einfluss auf die Darstellung unseres wundervollen Berufs haben könnten? Ich denke da in die Richtung der Öffentlichkeitsarbeit…Wir können doch nicht nur da sitzen und zulassen, dass unser Beruf negativer und negativer dargestellt wird. Oder doch? Was tragen wir dazu bei, dass die Schule und der Lehrberuf nicht mehr ernst genommen werden? Gerade in Hinblick auf den Lehrpersonenmangel muss doch reagiert werden? Und was tragen eigentlich die PH’s dazu bei?
Lieber Miller
Aufgrund unserer Forschung zur Bildungsberichterstattung in 22 Schweizer Printmedien während 1 1/2 Jahren kann ich nicht bestätigen, dass Lehrpersonen „immer so negativ“ dargestellt werden. In der Untersuchung haben wir gerade 2 (!) Fälle gefunden, die negative Lehrerstereotypen bedienen: „Faule Lehrer zerstören Volksschule“ Tages-Anzeiger, 16.4.09 und eine längere z.T. politische Kontroverse in der BaZ, sonst ist das Lehrerimage eher positiv. Ausnahmefälle laufen unter „schwarze Schafe“. Hingegen ist das Berufsbild nicht sehr gut. Belastungen, wenig Prestige, Burn-out etc. sorgen nicht gerade für Massenandrang an offene Lehrerstellen. Die Schule wird aber sehr ernst genommen. Schulhomepages sind ein anderes aber tatsächliches Problem.
Mich würden diese negativen Schlagzeilen interessieren, welche genau sind damit gemeint?
bollerb
vielen Dank für deine Antwort. Kann man eure Forschung resp. die Ergebnisse irgendwo nachlesen? Also ich habe hier ein paar Schlagzeilen, die ich gefunden haben, beim durchstöbern von Zeitungen:
Zurück zur alte Schule (BZ)
Warum ich nicht mehr Lehrer bin. Ein Berufsstand verzweifelt an tausenden Ansprüche (Das Magazin)
-Lehrer beklagen sich über unbezahlten Überstunden (BZ)
Zusätzlich spricht der Lehrpersonenmangel nicht für sich…Oder?
Ich habe letztens ein Text von J. Kaube gelesen, der diese Problematik thematisiert, kennst du den? (Die Profession der Lehrer und die Konstruktion der Pädagogik in den Medien)
Ich kenne den Artikel, hab ihn allerdings noch nicht gelesen. Bloss den Einstieg, wo er sich von missverständlichen Interpretationen des Begriff „Konstruktion“ distanziert. Aus dem deutschen Kontext her verständlich - une querelle allemande… Der Titel des Sammelbands ist ja „Über die Verachtung der Pädagogik“; auch hier: die Vorstellung der deutschen Lehrpersonen über ihr öffentliches Image ist um einiges schlechter als das tatsächliche Image. So ausgeprägt erscheint die Diskrepanz in der Schweiz nicht.
Ich kenne die Titel, diese Artikel und viele andere mehr sehen die Lehrperson vielmehr als Opfer verschiedener Umstände und Entwicklungen, denn als „Ferientechniker“ etc. (Ein Begriff, den zz. fast nur Lehrpersonen in Leserbriefen ablehnend oder resigniert verwenden). Auch die beliebte „Kuschelpädagogik“ erscheint meist als etwas was Behörden, Politiker etc. verordnen und nicht als etwas, was die Lehrer betreiben.
Die Forschung bzw. Teile von Ergebnissen sind zurzeit noch nicht publiziert oder zugänglich; das ist unterwegs.
Zu diesem Thema trage ich schon länger eine Idee mit mir herum: Wäre es nicht möglich, den Leuten via Printmedien unseren Schulalltag näher zu bringen, indem eine literarisch begabte Lehrperson (denke da an die Beiträge von Ute Ruf) vielleicht einmal pro Woche in der Zeitung unter der Rubrik „Schulalltag“ oder so beschreiben würde, was so alles läuft?
Ich finde wirklich auch, dass die Lehrer ein Image-Problem haben. Letztes Beispiel heute Morgen im Thuner Tagblatt!
Ich bin nicht sicher, ob dieser Vorfall bzw. die Darstellung davon (http://tt.bernerzeitung.ch/region/thun/Nach-Schneeballschlacht-Eltern-erzuernt-ueber-die-Schulleitung/story/22197688 ) ausgesprochen imagerelevant ist. Erst wenn sich Darstellungen dieser Art häufen („Schon wieder: Schulleitung schaut weg!“) bildet sich ein Muster der Berichterstattung, das aufs Image schlägt – und zwar der Schulleitungen. Sogar die Leserkommentare (mit einer Ausnahme) in der Online-Version sprechen von dieser konkreten Schulleitung und nicht allgemein von der Schule oder Lehrpersonen. Ich sehe hier eher den Trend des Generalverdachts gegen Verwaltungen und Leitungen allgemein bestätigt.
Sicher zeigt der Vorfall aber, dass der Umgang mit Medien von (dieser) Schulleitung nicht über alle Massen vorbereitet bzw. routiniert war, was etwa der Hinweis auf falsches Zitieren zeigt – unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht. Es ist heute wohl unumgänglich, dass 1. zwischen Schulen und Medien ein langfristiges Verhältnis aufgebaut wird und 2. Medienkompetenz auch den Umgang mit Medienleuten umfassen muss, so dass in Krisensituationen wie hier oder z.B. im Fall von Seebach/ZH 2006 nicht improvisiert werden muss. Kolumnen von Lehrpersonen (auch) mit der Darstellung des Schulalltags können dabei durchaus hilfreich sein, das gab’s auch schon.