Liebe Malena
Danke für alle Ihre Informationen - nun kann ich anhand Ihrer Angaben versuchen, Ihnen eine „Fahrrichtung“ zu skizzieren.
Als erstes muss ich Ihr hohes Engagement loben, das wird sich sicherlich bezahlt machen, allerdings braucht es einen langen Atem, der Erfolg wird sich nicht von heute auf morgen einstellen…… Den wichtigsten Schritt haben Sie schon gemacht: die Zusammenarbeit zwischen Deutsch- Daz und IF-Lehrperson organisieren, das bedeutet gemeinsam am gleichen Strick ziehen, und das meine ich recht wörtlich: So soll Euer DaZ-Lehrer Texte und thematische Wortfelder direkt aus dem Deutschunterricht übernehmen, an denselben Texten arbeiten und diese in ständiger Umarbeitung mit den Mädchen be“ackern“. Auch Sie gehen von denselben Texten aus und verbinden das Leseverstehen immer mit Schreiben: Die Mädchen sollen Zusammenfassungen schreiben, die wichtigen Infos filtern, Stichwortlisten erstellen, mit Mind-mapping arbeiten und die Ergebnisse untereinander vergleichen und ergänzen, um dann den Text gemeinsam zu rekonstruieren. Nicht aufregend, beinharte Arbeit, keine neuen Texte.
Aus dieser Textarbeit lässt sich in einem zweiten Schritt gezielt Wortschatzarbeit einleiten: Nehmen wir z.B. das Wortfeld „Arbeit“: Im Zentrum eines Arbeitsblattes steht „Arbeit“ geschrieben, darum herum werden Ableitungen, Komposita und Erweiterungen zusammengetragen: (hart, flink) arbeiten, bearbeiten, der Arbeiter, Arbeitszeit, Arbeitslohn, Arbeitsklima, Arbeitsmoral, arbeitslos ecc. Die Mädchen werden angeregt, immer mit dem Wörterbuch zu arbeiten, das soll eine Gewohnheitsstrategie werden. Oder umgekehrt: Um den Begriff Arbeit herum wird mit Assoziationen ein Wörterigel rekonstruiert: arbeitsame Schweizer, Lehre, anstrengend, Lohn ecc. Daraus lässt sich eine Geschichte entwickeln (oder bescheidener: einige prototypische Sätze). Oder es werden Adjektiva zum Wort „Arbeit“ gesammelt, oder es müssen passende Wendungen zu „Arbeit“ gefunden werden (sagt man: zur Arbeit sein ? die Arbeit vernachlässigen? das Nachtessen arbeiten ?) Die Mädchen erfahren dadurch, dass der Aufbau des Wortschatzes nicht isoliert betrachtet werden muss, und dass Sprache für alle Fächer grundlegend ist.
Ich kann Ihnen dazu das Wortschatzheft (mit CD) des Lehrmittelverlags des Kantons Aargau DINGSDA (2005) von Bai, Chiquet und Nodari wärmstens empfehlen, das ist immer noch das Beste, was zu diesem Thema zusammengestellt wurde. Es gibt uns auch Anhaltspunkte zum Grundwortschatz und zu den „minimalen“ Wortschatzfeldern, welche S kennen müssten (das ist ja für uns immer schwierig zu beurteilen) und enthält eine Fülle von Arbeitsanleitungen und guten Aufgabenstellungen, einfach SUPER! Im Kommentarband des Deutschlehrmittels „Die Sprachstarken 4“ finden Sie auch viele Anregungen und Textvorlagen, welche zur Sprachförderung Ihrer Stufe geeignet wären.
Zusammenfassend nochmals: Weniger ist in der DaZ-Förderung mehr, nichts Neues besser.
Was das Zusammenspiel von Deutschkenntnissen und Mathematik betrifft, weiss man: Oft – nicht immer ! - beruht mathematisches Unvermögen auf Nicht-Verstehen von deutschen Ausdrücken. Wenn ich die Begriffe nicht richtig verstehe, kann ich nicht mathematisch denken. Auch hier würde ich Ihnen vorschlagen, dass Sie sich mit Ihrer Mathematik-Lehrperson besprechen, ich weiss darüber etwas zu wenig. Falls Sie an Literatur dazu interessiert wären, müsste ich etwas suchen.
Und: Genau zu Ihrem Problemfeld kann ich Ihnen ein Angebot am IWB, PH Bern empfehlen: DaZ: Wortschatz und Textverstehen. Dozierende: J. Baumann, Kurs-Nr.: 11.312.007. Auf unserer website finden Sie nähere Angaben dazu.
In der Hoffnung, Ihnen etwas weitergeholfen zu haben, wünsche ich Ihnen viel Erfolg und grüsse Sie herzlich
artemisia