ADS Eltern/Lehrperson nicht gleicher Meinung

Liebe Expert*innen

Kürzlich haben uns Eltern eines Kindes geschrieben, wie besorgt sie um ihr Kind seien, das zuhause manches vergesse, nicht von selber an seine Ämtli denke, etc., und uns um ein Gespräch gebeten.
Da wir im Klassenteam alle dieses Kind als völlig „unproblematisch“ erleben – sprich: sehr freundlich, aufmerksam, clever, selbständig, beliebt – waren wir etwas überrascht, andererseits ist das Setting in der Schule klar anders.
Und ja, von ADS unserer Meinung nach keine Spur.

Daher meine Frage:
Wie ist der Ablauf, wenn die Eltern dieses Kindes sich eine ADS-Abklärung wünschen, wir aber das Kind in der Schule ganz „anders“ als die Eltern zuhause erleben, und daher die Einschätzung nicht teilen können?
Können die Eltern dann von sich aus an die EB gelangen? Oder müssten sie da über einen privaten Kinderärztin/Kinderarzt, um ein entsprechendes Gutachten zu erhalten? Was können/müssen wir als Heilpädagog*innen in so einem Fall tun?
Danke!

Liebe Helena

Besten Dank für Deine Frage. Sobald wir die nötigen Recherchen gemacht haben, werden wir uns wieder melden. Bis dahin bedanke ich mich für Deine Geduld.

Liebe Helena

Vielen Dank für das Warten, die Recherche dauerte etwas länger. Dafür habe ich eine direkte Antwort einer EB-Stelle erhalten. Davor sei noch erwähnt und das ist ganz wichtig, dass die EB-Stellen regionale, unterschiedliche Strukturen aufweisen und daher kann das Vorgehen einer einzelnen EB-Stelle etwas abweichen. Bei Unklarheiten solle man sich direkt bei der zuständigen Stelle melden, ob Eltern oder Schulen.

Nachfolgend die Antwort, welche generell angesehen werden kann:
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Eine Diagnosevoraussetzung ist, dass das Phänomen (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität etc.) in mehr als einem Lebensbereich (zuhause, Schule, etc.) vorkommt. Im vorliegenden Fall könnte man daher AD(H)S wohl nicht diagnostizieren.

Oft wird mit dem Kürzel ADHS etwas anderes ausgedrückt, beispielsweise ein Bedarf, ein Leidensdruck und zwar sowohl zuhause wie in der Schule. Im skizzierten Fall wollen die Eltern wohl Rat für den Umgang zuhause, also ev. Erziehungsberatung. Dann wären sie bei uns am richtigen Ort.
Generell möchten wir eigentlich eine «Problembeschreibung» für die Anmeldung, nicht eine Verdachtsdiagnose als Ausgangspunkt.

Wenn wir im Rahmen einer solchen Beratung (z.B. Eltern) oder Abklärung (z.B. Schule) auf ein ADHS stossen und genügend Befunde haben, diagnostizieren wir das hier in (…) auch. Ob das alle EB-Stellen tun, ist mir nicht ganz klar. Wir schicken Leute allenfalls für eine Medikation noch weiter.

Wenn die Eltern nur eine Diagnose für nachfolgende Medikation wollen, gehen sie direkt auf einen medizinischen/psychiatrischen Dienst.

Überlegen muss man sich immer den Mehrwert. Diagnose wozu? Zugang zu Medikation? Als Entlastung? Um Phänomene besser einordnen zu können? (bei ASS typisch).
Achtung: Diagnose definiert nicht Ressourcen (der Bedarf tut dies).
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Ich hoffe, dass diese Zeilen Dir weiterhelfen.

Viele Grüsse, Segler

Hallohallo Helena

Die lieben Eltern! Bei uns ist es so, dass die Eltern sich in jedem Fall selbst bei der EB anmelden können, mit welchen Anliegen auch immer. Oft frage ich aber nach, ob Sie bereits beim Kinderarzt darüber gesprochen haben. Auch er kann den Eltern hier weiterhelfen und sie ggf. weiterleiten.

Ich als LP sage offen, dass das Kind bei mir anders ist als zu Hause - was ja nicht selten so ist. Und dann würde ich sagen, dass es für mich schwierig sei, eine Anmeldung zu machen, da ich das Kind ganz anders erlebe - und gebe den Ball zurück. Ihre Verantwortung! Dann gebe ich ihnen die EB-Adresse weiter, wo sie sich selbst melden können.

Ich würde aber nach einer gewissen Weile nachfragen, wo sie im Prozess stehen, ob etwas herausgekommen ist. Ist ja auch wichtig für mich und meine Arbeit und für das Wohlbefinden des Kindes.

Liebe Grüsse und frohe Festtage!
Marcelle

Herzlichen Dank. Bin sehr froh um das Forum! Schöne Festzeit, Helena